Aktuelles

Aus unserer Stiftung

Reisebericht von Magdalena

Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Interessierte!

Herzliche Gruesse schicke ich Euch aus Nairobi, Kibera. Ich hoffe, dass es Euch allen gut geht und dass Ihr einen schoenen Herbst habt.

Viel ist in den letzten Monaten passiert. Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll, bzw. was ich erzaehlen soll und was weglassen, weil es einfach zu viel fuer eine Rundmail ist.

Soll ich Euch von der Arbeit in der Secondary School St. Aloysius erzaehlen? Diese grossartige Schule fuer die aermsten Jungendlichen, fuer Aidswaisen im Slum Kibera? Von diesen so engagierten Jugendlichen, die trotz aller Armut, trotz Gewalt, Aids so hart arbeiten und deren Motivation mich jeden Tag beruehrt? Oder von der Arbeit im Rescue Centre St. Vincent, in dem ich mit 12 Kindern wohne? Von dem turbulenten Leben mit all den Kindern um mich herum?

Oder ist es fuer Euch interessant mehr ueber meinen Alltag, ueber das Leben in Kibera, von Krankheit und Tod, von Freundschaften, von alltaeglichen Begegnungen zwischen und in den Slumhuetten zu erfahren?

Oder ueber die Reisen nach Burundi/ Rwanda/ Tansania? Da gab es ganz wunderbare Feste von guten Freunden, Besuche bei ihren Familien auf unterschiedlichsten kleinen ostafrikanischen Doerfern. Ist es fuer Euch interessant von den verschiedenen Kulturen der Volksstaemme und deren Traditionen zu erfahren?

Es ist alles immer viel zu viel fuer diese Rundmails. Daher werde ich Euch an Hand von einzelnen Situationen, von meinem Leben hier erzaehlen. Einiges ist alltaeglich, nichts besonderes, aber es drueckt aus, was fuer mich hier typisch ist. Andere Situationen sind fuer mich nicht alltaeglich, aber sie sind Teil des Alltags vieler Menschen.

Nairobi: Fromme Einweihungsparty

Eine Freundin von mir, Ann-Christin ist umgezogen und laed mich zu ihrer Einweihungsparty ein. Ich fahre zusammen mit Freunden im Auto hin. Rugaragu sitzt am Steuer. Es ist rushhour in Nairobi und der Stau ist unertraeglich. Er faehrt wie ein guter Afrikaner: Kreuz und quer durch den stockenden Verkehr. … Waehrend wir im Stau stehen, haben wir aber trotzdem eine gute Zeit. Die Sonne scheint, die Fenster sind unten, viele Witze, Lachen, laute Musik- Freunde eben…Und ich freue mich auf eine kleine Einweihungsparty, die vor uns liegt. Letztlich sind wir wegen des Staus volle drei Stunden zu spaet – African time. Als wir in Ann – Christins kleiner neuen Wohnung ankommen, bin ich ueberrascht, dass Rugaragu (ein junger rwandischer Jesuitenpriester) sich die Stola ueberzieht. Das finde ich fuer eine Party eher “ungewoehnlich”. Aber wie sich bald herausstellt, beginnt diese “Einweihungsparty” erstmal mit einer ausfuehrlichen Segnung der neuen Wohnung. So sitzen wir Freunde, alle zwischen 20 und 30 Jahre alt ernst zusammen, betend, Rugaragu mit seiner Stola dazwischen, gute Wuensche fuer Ann Christin werden ausgesprochen, die Wohnung wird ausfuehrlich gesegnet… Eine sehr ernste und andaechtige Stimmung. Nicht wie man sich eine typische Einweihungsparty vorstellt. Es ist mal wieder alles anders als ich erwartet habe, aber schoen! Erst nach den langen Gebeten werden die Flaschen geoeffent und dann faengt die Party richtig an…..

Nairobi: Emily, ihre kranke Tante und die Kinder im Rescue Centre

Ich sitze in einer der kleinen Huetten im Slum Kibera. Diese Huette, gebaut aus Lehm und Wellblech ist noch bescheidener als all die anderen: Ein Bett, ein kleiner Kinderplastikstuhl, auf dem ich sitze, Kochtoepfe und ein paar andere Halbseligkeiten. Hier wohnt Emily, eine unsere “Graduates”. Sie hat die Secondary School St. Aloysius letztes Jahr erfolgreich abgeschlossen und leistet jetzt fuer sechs Monate ihren Freiwilligendienst in einer sozialen Einrichtung – ein ambulantes Projekt fuer HIV- positive Kinder in Kibera. Sie wohnt hier in dieser kleinen Huette zusammen mit ihrer Tante, die Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Die Tante ist eine sehr attraktive, 30-jaehrige Frau, die Emily und ihre 14-jaehrige Schwester aufgenommen hat. Die Tante hat selber noch zwei Kinder im Grundschulalter. Ihr Mann ist vor wenigen Jahren gestorben. Manchmal arbeitet sie; Waesche waschen fuer andere Leute. Aber manchmal ist sie zu krank dafuer. Sie hat AIDS und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich stetig. An dem Tag meines Besuches liegt sie im Bett. Sie versucht sich fuer mich, die Besucherin aufzurichten, bietet mir einen Tee an. “Mein Gott, das passt schon, ihr habt doch fast nichts”, denke ich mir. ICH haette was zum Essen mitbringen sollen… Von was lebt diese Familie? Wie ueberleben sie? Diese Tante kann kaum fuer sich, geschweige denn fuer ihre beiden Kinder sorgen, aber hat sich bereit erklaert noch ihre Nichten aufzunehmen, die sonst niemanden haben.

KIBERA Auf dem Weg zur Schule. SchuelerInnen von St. Aloysius mit einer der vielen Frauen die mandazi (fritiertes Gebaeck) verkauft.

 

Die kleine 8-jaehrige Tochter, die Cousine von Emily, ist vor einiger Zeit in der Schule hingefallen und hat sich zwei Zaehne abgebrochen. Die beiden halbabgebrochenen Zaehne muessen jetzt gezogen werden. Sie sind total entzuendet und vereitert. Das Maedchen hat fuercherliche Schmerzen. Seit 3 Wochen! Die Zaehne ziehen zu lassen kostet umgerechnet 5 Euro, das ist auch fuer Kibera nicht viel. Aber noch nicht mal diese 5 Euro haben sie. “Offiziell” haben wir, als Projekt von St. Aloysius dafuer kein Geld. Aber ich werde natuerlich diese 5 Euro “irgendwie organisieren”. Aber wie wird es mit dieser Familie weitergehen? Der Gesunheitszustand der Tante, wird immer schlechter. Emily wird, durch das Gradutate – Programm von St. Aloysius finanziert, im September mit dem Studium anfangen. Sozialarbeit. Wir einigen uns auf einen kurzen Studiengang, so dass sie bald fertig ist, hoffentlich dann Arbeit findet, so dass sie dann ihre Tante und Cousins mitfinanzieren kann. Ob die Tante noch so lange “durchhaelt”? Wer wird sie pflegen, wenn es ihr schlechter geht? Und wie werden sie das Geld fuer Essen, Miete, Schulgebuehren zusammen kriegen, wenn die Tante noch weniger arbeiten kann? Gibt es noch andere Verwandte? Welche Organisation koennte uns da helfen? Diese Fragen gehen mir noch durch den Kopf, betrueben ein wenig meine Stimmung, als ich von der Families auf dem Nachhauseweg bin und kurz vor der Haustuer des Rescue Centres stehe. “Magdalena, Magdalena” schreit die kleine Agnes schon von Weitem. Sie ist meist die erste unserer Kinder, die mich entdeckt, im Affenzahn auf mich zurennt und mir auf den Arm springt. Ich druecke sie ein Runde. Dann haengen auch schon Eliza, Shaleen an mir, die mich genauso wunderbar begruessen wollen. “Na, wie war die Schule?” frag ich sie in Kiswahili, “Gut”, und dann legen sie los, mir irgendwelche stories in ihrem Kiswahili-Englisch -Mix zu erzaehlen: Wie unser Junge Mwangi vorhin vom Nachbarn mit dem Stock geschlagen wurde, weil er das und jenes angestellt hat, und das er blaue Ball schon wieder ein Loch hat, und das sie noch keine Hausaufgaben gemacht haben, weil der Bleistift irgendwie verschwunden ist und ueberhaupt…….. Wie schoen, nach Hause zu kommen……

4. Mai 2009 Tumshukuru Mungu

Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Tag. Viel Arbeit gab es im Graduate office. Ein Montag. In meinem Kalender steht fuer die Mittagszeit: “Mosha, hospital” geschrieben. Jackson Mosha ist ein Freund von mir, ein junger tansanischer Jesuit. Letztes Jahr, er war mittem im Studium, wurde bei ihm Darmkrebs diagnotiziert. Als er die Chemotherapie anfing, gab man ihm viel Hoffnung auf Heilung. Die Therapie schlug gut an. Aber dann sah es ploetzlich schlecht aus. Die Aerzte geben die Hoffnung auf. Im Mai sagte man, er habe nur noch paar Wochen zu leben. Er ist mit zwei Tagen Unterschied genauso alt wie ich.

Seit paar Wochen ist er wieder im Krankenhaus. Es ist das teuerste in der Stadt und wohl das beste in ganz Ostafrika. Von innen sieht es wie ein 5-Sterne Hotel aus; sehr nobel. Ich habe in Deutschland so etwas noch nicht gesehen.

Mosha und ich begruessen uns auf Kiswahili. Das bedeutet automtisch auch, dass lange und viele Grussformeln und Nachfragen ausgetauscht werden. Haeufig sind sowohl diese Fragen als auch die Antworten reine Phrasen – ohne viel Bedeutung. Die Anwort lautet auch immer “nzuri” / “salama” = gut. Aber angesichts seines Gesundheitszustandes, seiner Schmerzen sind die Fragen und auch die Antworten doch sehr ernst gemeint. Mosha wuerde sich niemals beklagen, auch nicht ueber seine Schmerzen. Er schildert mir nur sehr sachlich, wo und wie es weh tut. Er ist so wahnsinnig tapfer. Am Ende dieses langen Begruessens und Nachfragens nach seinem Zustand, sagt er: “Tumshukuru Mungu!”. Das bedeutet “Lasst uns Gott danken”. Auch dies wird haeufig als blose Floskel in Kiswahili gebraucht, aber ich kenne Mosha. Er meint es ernst: Lasst uns Gott danken! Ich frage mich selber nur: “Fuer was? Du bist 26 Jahre alt, ein so wunderbarer junger Mann, Du willst leben. Stattdessen liegst du unter grossen Schmerzen voellig abgemagert und schwach im Endstadium von Krebs. Was gibt es da zu danken?” Aber dann laechel ich; ich verstehe was er meint: Er dankt fuer das, was er hat. Und wenn es noch so klein ist. Ich nicke und sage, “Ndiyo, tumshukuru Mungu!”

Ein Tag spaeter, am Dienstag Abend stirbt Jackson Mosha im Kreise seiner Eltern und Jesuiten.

Tumshukuru Mungu -fuer die Zeit die wir hatten. Ein wahres Geschenk.

Das Meer und die Freiheit

Bujumbura, Burundis sehr sypmatische Hauptstadt liegt am Lake Tanganika. Weisser Sandstrand. Mit einem burundischen und einem ruandischen Freund gehe ich am Spaetnachmittag am Strand sparzieren. Die Fuesse im Sand. Keine andere Menschensseele ist zu sehen. Ein paar leere Strandbars, hohe Wellen, schwankende Fischerboote….. Dieser Wind….. Dieser Frieden. Ich atme tief durch. Frieden in diesem Land, was so lange unter einem fuerchterlichen Krieg gelitten hat. Ein Land am Anfang des Friedens verbreitet eine wohl ganz eigene, zarte und wertvolle Atomosphaere.

 

Am schoenen Strand in Bujumbura (Lake Tanganika)

Am schoenen Strand in Bujumbura (Lake Tanganika)

Dieser Wind. Diese Weite. Wann war es denn fuer mich das letzte Mal, dass ich “Weite” vor mir hatte? In unserem Haus in Kibera sind die Kinder 24h um mich rum. Im Slum ist es mit 1 Millionen Menschen, die auf engstem Raum leben, genauso laut und voll. Eine Huette neben/auf der anderen…. Es ist Monate her; es war wohl letztes Jahr in Dodoma in Tanzania, dass ich “Weite” vor mir hatte.

Ich atme tief ein und fuehle mich sooooo frei. Auftanken.

Dann rennt ploetzlich Jean-Paul, der ruandische Freund Richtung Strandbar los und ruft: “Der letzte zahlt die erste Runde Bier.” Na, das werde aber bestimmt nicht ich sein, denke ich mir, und renne ihm hinterher.

 

Auf einem Dorf Mitten in Burundi

Ein paar Tage nach der Priesterweihe eines sehr guten Freundes von mir, Fideles, in Burundies Hauptstadt Bujumbura, sind wir auf dem Weg zu seiner Familie. Sie wohnen auf einem kleinen Dorf irgendwo mitten in diesem wunderschoenem kleinen Land. Die Fahrt dorthin ist schon ein einziger Traum; wir schlengeln uns langsam die Berge hoch, die Aussicht wird immer besser. Die Landschaft veraendert sich. Sie aehnelt ein wenig dem Schwarzwald -wenn man denn die Banenenstauden ignoriert.

Ich hatte einen Teil Fideles Familie schon bei seiner Priesterweihe kennengelernt: Der Vater verkuendete in seiner Rede auf dem Fest in Bujumbura voller Stolz auf seinen Sohn, dass er ihn, im Falle seines eigenen Todes, zum Familienoberhaupt der gesamten Grossfamilien ernannt hat. Eine grosse Ehre fuer so einen jungen Mann. Verehrt wird Fidele im ganzen Dorf. Und so wird ihm bei unserer Ankunft ein Empfang bereitet, den ich so noch nie erlebt habe und der mich tiefst beruehrt hat -Der zurueck gekehrte Sohn und Stolz des ganzen Dorfes:

Schon von Weitem sehen uns die Kinder und „alarmieren“ die Erwachsenen ueber unser Ankommen. Als wir den Vorplatz des kleinen Hauses erreichen, fangen die aelteren Frauen an zu tanzen. Sie nehmen Fidele in ihre Mitte, tanzen um ihn herum und jubeln mit dem typischen afrikansichen Zungengeschnalze („Vigelegele“ in Kiswahili). Die Maenner stroemen nach und nach aus allen moeglichen Richtungen dazu, singen und tanzen um Fidele herum. Nur die Kinde drehen den feiernden Menschen den Ruecken zu und starren mich an, denn ich bin fuer sie als „Weisse“ viel interessanter.

Ich stehe ein wenig abseits auf einer Anhoehe und schaue mir, voellig fasziniert und geruehrt, das Geschehen aus sicherer Entfernung an. Ein wenig verloren komme ich mir aber auch vor. Einer von Fidele’s Bruedern scheint das zu bemerken. Er gesellt sich zu mir, nimmt meine Hand (Hand halten ist hier ueberall ganz wichtig, wird staendig und ueberall mit jeden gemacht) und erklaert mir, in einem Franzoesisch-Englisch-Kiswahili-Kirundi-Mix ein wenig mehr ueber die Tradition dieses Willkommentanzes.

Dann fordert ein alter Freund Fideles ihn zum Zweier-Kampf-Tanz auf: Sie staemmen ihrer Haende in ihre Hueften, starren sich plotzlich ganz ernst gegenseitig an und stampfen mit den Fuessen kraeftig auf. Die Szene hat was von Stierkampf. Sie tanzen gegeneinander an. Schwer zu beschreiben. Aber es ist wirklich ein Kampf-Tanz. Umjubelt von der grossen Menschenmenge. In Fidele’s Gesicht scheint das Selbstbewusstsein der gesamten Welt zu liegen. Er ist zu Hause.

Ich bin sehr beruehrt von dieser Szene. Aber auch ein wenig eifersuechtig. Eifersuechtig auf diese Kultur dieses Landes, dieses Kontinents, in dem die Menschen ihre Freude, das Willkommenheissen eines geschaetzten Menschen so gut ausdruecken koennen. Sie lassen ihrer Freude nicht nur freien Lauf, sondern diese Freude ist auch in eine so grosse kulturelle Viefalt eingebunden. Wieso koennen wir das nicht?

Irgendwo "da hinten rechts" ist das kleine Heimatdorf von einem Freund, Fidele, wo ich ein paar Tage bei seiner Familie verbracht habe.

Irgendwo "da hinten rechts" ist das kleine Heimatdorf von einem Freund, Fidele, wo ich ein paar Tage bei seiner Familie verbracht habe.

Ich weiss, dass wir andere kulturelle Errungenschaften, Traditionen haben, die nicht weniger wertvoll sind (Literatur, andere Musik und Kunst usw.). Aber das herzliche Ausdruecken, das Befeiern des Leben jetzt in diesem Moment, die Dankbarkeit ueber die Anwesenheit eines uns wichtigen Menschen ist nun mal anders hier. So herzlich.

Duschen unter freiem Himmel

Immer noch in Burundi, auf dem gleichen Dorf: Wir befinden uns fast 2000 Meter ueber dem Meeresspiegel. Tagsueber ist es heiss, nachts ist es sehr kalt.

Ich stehe in der „Dusche“, draussen im Freien, umgeben von Bambuswaenden, die Luft ist noch kuehl, aber auch wunderbar frisch, stehe auf kaltem Stein, der Wassereimer vor mir und der blaue Himmel ueber mir. Dazu diese wunderschoene waermende Morgensonne im Gesicht. Ich muss laecheln.

Bei der Familie eines Freundes, Fideles, zu Hause.

Bei der Familie eines Freundes, Fideles, zu Hause.

Diese Einfachheit hilft manchmal sehr die Schoenheit zu schaetzen. Ich atme tief ein und fuehle mich so gut, ruhig, frei und gluecklich.

Die Vulkanquelle

An einem Nachmittag, nach all den Reisen und Feiern, der Priesterweihe, Thanksgiving-Messen, Familienbesuchen, usw. ist es endlich mal ruhig. Wir -Fidele, seine Geschwister, ein paar Freunde und ich- sitzen in einem kleinen See, der sich an einer heissen Vulkanquelle befindet. Es ist einfach traumhaft: Dieser kleine Pool hat ein guter Mensch aus Steinen gebaut, so dass das heisse Wasser der Vulkanquelle darin aufgefangen wird. Dieser Pool-See ist von zwei wunderschoenen Bauemen eingerahmt. Um uns herum die gruenen Berge, in der Ferne sieht man irgendwo Kinder, die Kuehe hueten. Freunde grillen Ziegenspiesse, dazu gibt es kuehles, gutes burundisches Bier. Wahernd wir alle entspannt im heissen Wasser sitzen, die Sprachbarrieren vergessen, sind wir uns alle einig, dass so das Paradies aussehen muss. Irgendwann ist es Abend, es ist dunkel. Die Luft ausserhalb des Sees ist jetzt sehr kalt, was dazu fueht, dass wir weiterhin im See sitzenbleiben. Die Sterne ueber uns, der helle Vollmond. Fidele und seine Brueder singen dazu ein Lied nach dem anderen; auf kirundi, franzoesisch aber immer mehrstimmig. Ich bin sicher, dass das dem Paradies auf jeden Fall sehr nahe kommt.

Nairobi: Mr. Kibe, Eure Hilfe und seine Dankbarkeit

St. Aloysius Schule. Mr. Kibe ist ein junger Physik- und Mathe Lehrer in St. Aloysius. Er ist ein guter Lehrer, der mit geistreichem Humor seine Klassen bei Laune haelt. Er und seine Familie, seine Eltern und Geschwister sind vergangenes Jahr bei den “post-election-violence” in Kenia aus ihrem Heimatgebiet vertrieben wurden. Waehrend dieser Gewalttaten sind 2007/08 sind in Kenia ueber 1000 Leuten ermordert und viele, viele vertrieben worden. Angehoerige verschiedener Volksgruppen ermordeten sich gegenseitig und unschuldige Menschen der jeweilig anderen Volksgruppe. Wuetenden Mobs erschlugen, ermordeten mit Macheten oder verbrannten Menschen. Auch Mr. Kibes Mutter ist waehrend dieser Unruhen ermordet worden. Seine Geschwister und dessen Kinder leben bis heute in einem sogenannten IDP-Camp, ein Fluechtlingslager fuer “internally displaced person” Diese Lager wurden waehrend der “post – election – violence” kurzfrisitig errichtet. Sie waren als voruebergehender Schutz gedacht. Aber viele Vertriebende leben dort noch immer unter katastrophalen Bedingungen: Zelte, die den Regen nicht aushalten, voellig ungenuegende und unzuverlaessige Essenslieferungen (von einer Regierung, die einen Grossteil der Schuld an den Gewalttaten nach den Wahlen traegt), Krankheiten, keine Arbeitsmoeglichkeiten, daher auch keine Chancen das Camp zu verlassen. Mr. Kibe, der einzige unter den Geschwistern, der ausserhalb dieses Camps wohnt, hilft seiner Familie mit seinem bescheidenen Lehrergehalt so gut er kann. Er besucht sie jede Woche, bringt Essen, Kleidung. Ausserdem versucht er Geld zu beschaffen, so dass seine Familie ein kleines Stueck Land kaufen kann. Ein kleines Stueck Land in einem Gebiet ihrer Volksgruppe (Kikuyu), um eine Huette zu bauen und einen kleinen Acker anzulegen. Gerade genug um zu ueberleben und um wieder eine Zukunft vor sich zu haben. Welch bescheidener Wunsch. Als ich ihm erzaehlte, dass ich versuchen werde Menschen zu finden, die ihn unterstuetzen, ist er so geruehrt und will gar nicht mehr aufhoeren sich zu bedanken, meine Hand zu schuetteln, und “God bless them” zu sagen. Auch die anderen Kollegen in St. Aloysius haben in einer engagierten Fundrasing – Veranstaltung einen stattlichen Betrag fuer die Familie gesammelt. Nebenbei erwaehnt: Das Lehrerkollegium gehoert fast aussschlisslich der “anderen” Volksgruppe (Luo) an.

Dank Eurer grosszuegigen Unterstuetzung sind er und seine Geschwister nun dem Wunsch eines Neuanfangs einen entscheidenen Schritt naeher gekommen; Ende des Jahres wird die Famile voraussichtlich das Camp verlassen koennen. Jetzt hoffen wir, dass sie (vor allem die Kinder) den im Lager herrschenden Bedingungen standhalten. Diese Spende, die ein ganze Familie weiterleben laesst, ihnen mit einem Stueck Land Arbeit und Essen und eine Zukunft ermoeglicht ist ein “Segen”- so beschriebt es Mr. Kibe. Wir danken Euch ganz herzlich dafuer!

Ruanda, Erinnerungen an den Voelkermord

Fuer ein paar Tage bin ich in Kigali, im wunder-, wunder-, wunderschoenen Ruanda. Rugaragu, ein guter Freund, wird zum Priester geweiht. So ein schoenes Fest. Besser gesagt: So schoene Feste, denn es wird drei Tage lang gefeiert. Das traditionelle Tanzen und Singen, die Musik, die Kleidung der Frauen sind in diesem gruenen huegeligen Land noch mal viel beeindruckender als in Kenia oder Tanzania.

 

Traditionelles ruandisisches Tanzen.

Traditionelles ruandisisches Tanzen.

An einem freien Vormittag zwischen all dem Gefeiere besuchen ein paar Freunde und ich das Genozid Museum. Zwei Kenianer, ein Burundier, ein Ruander und ich als Deutsche. Interessante Mischung, denn alle unsere Heimatlaender haben Voelkermorde hinter sich, bzw. Kenia stand letztes Jahr knapp vor einem. Haette die UNO, so drueckte das Kofi Annan aus, nicht die Erfahrung gemacht im Falle Rwandas versagt zu haben, haetten sie sich in Kenia nicht so starkt waehrend der “post – election – violence” eingesetzt. Als wir das Museum verlassen, laufe ich neben dem ruandischen Freund her. Die Stimmung ist angesichts des schwierigen Themas gedrueckt. Er kommentiert nur knappt, dass viele Menschen ihre Familien verloren haben und das wir, die junge Generation, ob deutsch oder ruandisch, das nie wieder zulassen duerfen. Ich stimme ihm zu und frage ihn dann nach seiner Familie. Er erzaehlt mir, dass seine Eltern und alle seine Geschwister, ausser seinem aelteren Bruder, der ihn gerettet hat, ermordert wurden. Ich weiss nicht, was ich darauf sagen soll. Wir laufen schweigend Hand in Hand die Strasse entlang.

 

Alte Haeuser in Kigali, die nun alle zerstoert werden. Davor die Steinplatte eines Massengrabes.

Alte Haeuser in Kigali, die nun alle zerstoert werden. Davor die Steinplatte eines Massengrabes.

Kigali und die afrikanische Gelassenheit

Am gleichn Nachmittag sind wir alle wieder auf einem wunderschoenen Fest zu Ehren Rugaragus eingeladen: Tradionelle Musik und Tanz auf einer grossen Wiese, unter freiem Himmel und unter alten Baeumen. Am Abend wird im dann im “kleinen” Kreis mit Jesuiten und den engsten Freunden gefeiert. Afrikanisch “klein” bedeutet aber immer noch mind. 60 Leute; Reden werden geschwungen, es wird getrunken, getanzt; gefeiert.

Ein aelterer ruandischer Jesuit, der in Muenchen studiert hat, fordert mich vor gesamter (Maenner-) Runde auf mit ihm ein deutsches Lied zu singen. Es waere hier unmoeglich und respektlos eine solche Aufforderung eines aelteren Menschens abzulehnen. Also bleibt mir nichts anderes uebrig, als vor allen meine bescheidene Singstimme zum Besten zu geben. Und der ruandische Jesuit hat natuerlich nach den ersten beiden Zeilen den Text vergessen, so dass ich allein das Lied beenden muss. Ich denke mir nur, dass mal wieder afrikanische Gelassenheit angesagt ist. Wie oft in den letzten beiden Jahren hatte ich keine andere Chance, als unvorbereitet und voellig spontan vor einer Menschenmenge Reden zu halten, zu singen oder, im schlimmsten Falle zu tanzen? Afrikanische Gelassenheit ist angesagt.

Reden halten.

Reden halten.

Nairobi: Daniel, Francis und die Arbeit mit den “Graduates”

“Graduate – office” in Kibera. Hier befindet sich das Projekt fuer die Absolventen der St. Aloysius Schule, fuer die ich hauptsaechlich arbeite. Wir betreuen die Graduates waehrend ihres 6-monatigen Freiwilligendienstes in sozialen Projekten, den sie nach ihrem “Abi” leisten. Danach geht’s fuer sie, gesponsert durch das Projekt, zum College und zur Uni.

Es ist Montag. Hektischer Tag im “graduate office”. Die Graduates stuermen rein und raus, bringen fehlende Unterlagen und viele neue Fragen, wir beantworten diese und stellen wieder neue. Dazwischen viele Begruessungen, Haendeschuetteln und Gelache.

Ich treffe Daniel, einer der 2008 – Graduates, “meines” Jahrgangs. Er sieht schlecht, schwaechlich und krank aus. Abgenommen hat er. Er lebt mit seinem Vater zusammen im Slum, die Mutter verstorben, die Geschwister auf dem Land. Sein Vater befindet sich seit Maerz zum Arbeiten am anderen Ende Kenias. Nach zwei Wochen wollte er zurueck sein. Jetzt sind bereits vier Monate vergangen und er ist immer noch nicht zurueckgekehrt. Daniel versucht sich mit Nachhilfestunden ueber Wasser zuhalten. Aber was wird schon fuer Nachhilfestunden im Slum bezahlt, wenn die meisen Familien nur mit viel Muehe die Schulgebuehren fuer ihre Kinder aufbringen koennen? Er komme gerade von der Krankenschwester der Schule, erzaehlt er mir. Sie habe ihm Anti-Malaria- Medikamente gegeben. “Vielleicht hilft es ja”, meint er. Ob der denn auf Malaria getestet wurde, frage ich ihn. “Nein”. Ich schuettel verstaendnislos den Kopf. Wir haben gerade eine grossen Typhusausbruch bei uns in Kibera. Die Symptome von Malaria aehneln denen von Typhus. Aber ein Grossteil des medizinischen Personals gibt, ohne vorher zu testen, flaechendeckend Anti-Malaria aus. Dabei befinden wir uns gerade in den kalten Monaten und ich habe seit Wochen ueberhaupt keine Muecke mehr gesehen. Aber die Behandlungen durch medizinisches Personal werden hier nicht in Frage gestellt- man ist ja froh, wenn man ueberhaupt behandelt wird. Ich sage Daniel, dass er, wenn es nicht besser wird, bitte zumTyphus – Test gehen soll. Ja, wird er machen. Ich weiss, dass das nicht stimmt. Er hat dafuer kein Geld. Und bis er uns nach finanzieller Unterstuetzung fragt, muss es ihm wohl noch schlechter gehen. Ich beharre auf meinem Standpunkt. Einer seiner Klassenkameraden und “unserer” Graduates, Evans, ist vergangenen Mai auf Grund von Ruhr und der verspaeteten Behandlung (“kein Geld”) gestorben. Wir haben ihn damals zum Arzt gebracht, aber es war zu spaet. 19 Jahre, kurz vor seinem Studium. Ein grosser Schock, fuer uns, die Schule, seine Klassenkammeraden und Freunde. Ich erinnere Daniel an Evan’s Tod. Das zieht! Er verspricht mir zu uns zu kommen, wenn es ihm nicht besser geht und er Hilfe braucht.

Drei Tage spaeter geht es mir nicht gut. Auch Thyphus? Ich bin gerade auf dem Weg zum Arzt, als ich Daniel auf der Strasse, treffe. Er sieht noch schlechter aus. Er sei gerade auf dem Weg zu mir, erzaehlt er. Das trifft sich gut; “Twende hospitalini”. Er “gesteht” mir noch, dass sein Vater ihm 200 KsH (2 Euro) geschickt hat, damit er zum Arzt kann. Aber Daniel war so hungrig, dass er davon Essen gekauft hat…. Mit 200 KsH waere er beim Arzt eh nicht weit gekommen. 10mal so viel kostet die einfachste Behandlung. Der Arzt stellt nach einem Test fest, dass auch Daniel Typhus hat; im grosssen Stil und es hoechste, hoechste Zeit ist, dass er behandelt wird.

Auf dem Weg zu seiner kleinen schaebigen Huette, mit Essen bepackt, treffen wir Francis. Noch so einer meiner graduates aus der “bescheidenen” Liga. Seine Eltern sind schon lange tot. Er ist der aelteste von fuenf Geschwistern und daher fuer sie verantwortlich. Nach dem Abschluss der Primaryschool hat er einige Jahre mit harter Arbeit auf dem Land, spaeter in Nairboi in Restaurants, auf Schrotthaufen und Maerkten verbracht. Dann erst erhielt er die Moeglichkeit auf die weiterfuehrende Secondary School, die kostenlose St. Aloysius School zu gehen. Im Abi letztes Jahr war er Jahrgangsbester. Jetzt hat er ein Stipendium fuers Studium an einer Jesuitenuni in den USA erhalten. Ich freue mich so fuer ihn. Er hat es sooo sehr verdient. Auf der Strasse vor dem Krankenhaus reden wir drei darueber, aber Francis ist zu bescheiden und versucht das Thema auf was andres zu lenken.

Daniel geht es uebrigens heute wieder gut. Sein charmantes Laecheln kommt nun von einem gesunden Gesicht. Aber sein Vater ist immer noch nicht aufgetaucht. Naechsten Monat beginnt er mit seinem Medizinstudium. Und er hat mir versprochen, nicht wie die 96% der Medizin-Absolventen in Kenia das Land zu verlassen, sondern fuer “seine” Leute hier zu arbeiten.

Nairobi: Unsere frommen Kinder

Ich komme gerade von der St. Aloysius Schule nach Hause, ins Rescue Centre. Aber wo sind denn die Kinder? Warum ist es denn so still? Irgendwas stimmt hier doch nicht. Als ich die Tuer aufmache, bleibe ich ueberrascht auf der Schwelle stehen: Alle unsere Kinder, die meisten um die acht bis zwoelf Jahre alt, sitzen zusammen am Tisch – mit Rosenkraenzen in der Hand und diesen vor sich hin betend! Die andere Freiwillige, Magda, die hier fuer ein paar Monate mit uns war, steht daneben. Als sie mein ueberraschtes Gesicht sieht, sagt sie schnell: “Das ist nicht meine Schuld! Ich hab ihnen das nicht aufgetragen.” Wir gucken uns an und lachen. Diese frommen Kinder! Naja, “fromm”. Nach einer Weil entdecke ich unter Theresas Stuhl, sie ist das aelteste der Maedchen, einen Stock liegen. Sie zwingt die anderen Kindern immer wieder zum beten, damit sie nicht in die Hoelle kommen. Das hat sie so im Kindergottedienst und in der Schule gelernt. Und sie von diesem Glauben abzubringen ist harte Arbeit.

Nairobi: Eine anstrengende Zeit und unerwartete, wertvolle Momente

Ich glaube es war Anfang August: Eine sehr hektiksche Zeit bei uns zu Hause im Rescue Centre. Hausmutter Grace ist im Urlaub; zum ersten Mal seit ueber einem Jahr. Der Typhus-Ausbruch in Kibera hat nun auch uns alle, inkl. der Kinder erwischt. Ich habe zur gleichen Zeit noch mit einer Brocellosis (so was wie Typhus) und einer Malaria zu kaempfen. Auch wenn gerade keine Zeit zum Kranksein ist, bin ich natuerlich trotzdem geschwaecht. Dazu steckt mir der ploetzliche Tod eines sehr guten Freundes in den Knochen, der unter mysterioesen Umstaenden (Mord oder Selbstmord?) umgekommen ist. Ehrlich gesagt sind es fuer mich sehr anstrengende Wochen.

Ich stehe gerade draussen, versuche diesen verflixten “jiko”, die Feuerstelle zum Kochen anzuschmeissen. Meine Haende sind schwarz von der Kohle, es raucht kraeftig, aber brennen tut das bloede Ding immer noch nicht. Klein-Agnes kommt heulend zu mir gerannt, weil sie Denver kraeftig geschlagen hat. Eliza steht mit ihren Mathe-hausaufgaben neben mir, die fuer sie genau so schwarz und unverstaendlich sind wie dieser “jiko” fuer mich. Vormittags arbeite ich in St. Aloysius, nachmittags dann unsere 12 Kinder. Alleine das Kochen fuer sie nimmt so viel Zeit in Anspruch. Wasser kommt seit Monaten nicht mehr aus der Leitung. Dazu staendiger Stromausfall. Zwischen all dieser alltaeglichen Arbeit, fuer die Kinder da zu sein, nicht nur sicherzustellen, dass Hausaufgaben gemacht und Schuhe geputzt sind, sondern fuer sie ein offense Ohr zu haben, ihre kleinen und groessen Noete wahrzunehmen ist nicht immer ganz einfach. An so einem chaotischen Nachmittag taucht ploetzlich aus dem Nirgendwo Cartoon mit seiner Gitarre auf. Er schnappt sich die Kinder, setzt sich draussen mit ihnen hin und faengt zu spielen und zu singen an. Ich bin ganz froh, dass die Kinder mir -wie meine Mutter sagen wuerde- “aus den Fuessen sind”. Dazu sind sie sinnvollst beschaeftigt. Sie singen lautstark, tanzen, trommlen auf leeren umgedrehten Plastikeimern, lachen und sind 100% in der Musik. Sie haben einen Heidenspass.

Cavo mit Diana und Eliza beim trommeln.

Cavo mit Diana und Eliza beim trommeln.

Ab und zu denke ich mit Sorge an die Nachbarn. Kurze Zeit spaeter steht der erste Nachbar auch schon vor der Tuer. Es ist Cavo, ein Freund von uns. Er hat den Laerm gehoert. Aber er ist nicht gekommen um sich ueber den Lautstaerkenpegel zu beschweren, sondern er ist gekommen um mitzumachen. Er schnappt sich einen Stock und einen Eimer, um zu trommeln und zu singen. Tanzwettbewerbe folgen, die Diana, Shaleen oder Mwangi fast ausschliesslich gewinnen.

Ab und zu geselle ich mich dazu; ein wenig muede und erschopeft. Aber der Anblick und der Laerm des Miteinanders von tanzenden Kindern, Gitarre spielenden Cartoon, des trommelnden Nachbarn Cavo, ist so wunderschoen. Ich bin wirklich geruehrt. Fuer 3,5 (!) Stunden geht das so weiter. Ohne eine einzige Minute Pause.

Es sind diese Momente, die mich so beruehren: Wenn es mal schwieriger zu geht und ploetzlich, unerwartet Freunde durch ihre blosses Anwesenheit, oft ohne Worte so viel Gutes tun. Und haeufig wissen sie gar nicht, was fuer ein Segen sie in dem Moment sind.

Naivasha, auf einer Insel zwischen Giraffen

An einem Sonntag im August (…) befinde ich mich mit drei anderen Deutschen (zwei Jesuiten und Angelika arbeiten alle drei fuer den Jesuitenfluechtlingsdienst) auf einer kleinen Halbinsel im See Naivasha, ca 80 Kiliometer von Nairobi entfernt. Man sagte uns, diese Insel sei ganz entzueckend, da man hier viele verschiedene Voegel beobachten koenne. Der Gedanke der Vogelbeobachtung ist fuer uns nicht wirklich attraktiv. Unsere Motivation ist es eher, fuer einen Nachmittag aus dem lauten Nairobi rauszukommen und Natur um uns herumzuhaben. Ich glaube, an diesem Nachmittag sehen wir auf dieser Insel keinen einzigen Vogel. Aber waehrend unsere Sparziergangs stossen wir zu unserer Ueberraschung auf allerlei anderes Getier: Gnus, Zebras, Giraffen, Bueffel und sogar eine Python. Die Bueffel, die einzigen, die wirklich gefaehrlich werden koennen, beobachten wir nur von Weitem. Aber durch die Zebra-, Gnu- und Giraffenherde sparzieren wir hindurch. Einfach so.

 

Am Viktoriasee

Am Viktoriasee

Ich unterhalte mich gerade mit Frido, der fuer den Jesuitenfluechtlingsdienst im oestlichen Afrika verantwortlich ist. Er erzaehlt mir von seiner letzten Reise nach Darfur, von der Situation vor Ort und den Hilfsprojekten. Um uns herum Giraffen und Zebras, die uns anguecken, Akazien sind zu sehen, ein kraeftiger Wind und diese unendliche Weite vor uns! Ich denke mir nur: Wie schoen es doch ist in Afrika zu sein. Die Arbeit, die mich erfuellt, diese wunderbaren Begegnungen mit all den Menschen und die Schoenheit dieser Natur. Ich bin von Herzen dankbar fuer die Gelegenheit diese zwei Jahre hier zu verbringen. Tumshukuru Mungu!

Soweit fuer heute! Ich gruesse Euch alle ganz herzlich, hoffe, dass es Euch gut geht und schicke Euch –es wird gerade wieder sehr heiss hier- waermende Sonnenstrahlen.

Eure Magdalena